Presse

Zur Premiere von »Macbeth – When Shall We 3 Meet Again?« im Frankfurter Gallus Theater schrieb Winnie Geipert in der Januar-Ausgabe 2023 des Magazins Strandgut:

»Tatsächlich ist es verdammt lang her, dass William Shakespeares große Tragödie „Macbeth“ abseits der Repertoireschauen der Dramatischen Bühne in Frankfurter Theatern zu sehen war. 2015, mehr als Performance, denn als Stück, am Schauspiel. Dabei ist die Menschen, Länder und Beziehungen zerstörende Gier nach Macht, um die es in diesem Werk geht, von Belang auch im Hier und heute. Jetzt also kann „Macbeth“ wieder besichtigt werden, wenn auch in den engen Grenzen einer nicht subventionierten Produktion der Freien Szene. Dabei steht zu erleben, dass die Not an Mittel und Personal kein Nachteil sein muss. Theatermacher Sascha Weipert verschafft sich und uns mit seinem Projekt teAtrum 7 den Zugang zu diesem Stück über die Hexenszene im ersten Akt, die denn auch – in originalem Englisch – den Titel der knapp zweistündigen Inszenierung (mit Pause) im Gallus Theater stellt. „Macbeth – When Shall We 3 Meet Again“ scheint damit zunächst an Leute adressiert, denen das Original geläufig ist. Doch bedient sich Weipert des Frühneuenglischs der Shakespeare-Zeit hier eher als Stilmittel, als eines opulent aufgetragenen lautsprachlichen Gemäldes. Dass es sogleich in geläufigem Deutsch wiederholt wird, verleiht dem Ganzen den Charme einer Schulstunde – wenn auch der angenehmen Art. Womit sich problemlos verfolgen lässt, wie der Feldherr in Diensten König Duncans von den drei Hexen als künftiger Regent angesprochen wird, und wie seine Frau der Prophezeiung auf die Sprünge helfen will. Was Mord und Totschlag nach sich zieht und beide um Verstand und Leben bringt. Weipert lässt die ganze Geschichte auf einer mit Stühlen übersäten Bühne von den drei Hexen erzählen und spielen. Josephine Grindley, Nora Kühnlein und Luise Schlingmann keuchen und kreuchen, schleichen und fauchen, um durch schnelles Überwerfen eines Textils die Rolle von Macbeth, seiner Lady, König Duncans, seines Sohnes Malcolm oder Banquos zu schlüpfen, oder die der Häscher. Was ganz großartig funktioniert, zumal ihnen mit Norbert Hornauer als Viertem im Bühnenbund ein Hausmeister in Echtzeit zur Verfügung steht, der sich auch mal was übersetzen und erklären lässt von den Damen Schauspielerinnen. Und der gutmütig einwilligt, immer mal die Figur zu spielen, die es im Handlungsablauf erwischt, ansonsten aber mit Zangen, Schraubenzieher und Besen bedächtig seinem Job nachgeht. Eine wunderbare Idee, die uns zugleich mitnimmt in das Stück. Mehr als jene Stühle, auf denen sich thronen lässt und unter denen man sich verkriechen kann, nebst einem Dutzend sich kreuz und quer verflechtender Bänder und Stränge, in denen Macht und Opfer sich verirren, verfangen und strangulieren, braucht es nicht dafür, diesen heftigen Klassiker mit drei spielfreudigen Darstellerinnen frappierend klar und zugleich amüsant zu präsentieren. […]«

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Jürgen Richter von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schrieb am 2. Juli 2016 zur Premiere von »Utopia 2 – Die Schönste Aller Welten«:

»Revolution und Romantik […] Der Milliardär Axel Anders hat eine Idee. Er gründet einen Staat [...]. Tatsächlich dürfte sich die Organisation einer schönen Welt und die Beglückung ihrer Insassen kaum in einem Programm realisieren lassen – das haben weder Robespierre noch Walt Disney geschafft. Deshalb bieten Sascha Weipert und Christina Wiederhold in ihrer Performance persönliche Stimmen in exotischen und dennoch nicht unverständlichen Sprachen, in expressiven Tanzeinlagen oder in einem emotional gesteigerten Solo am Piano auf. Kein Wissenschaftler und schon gar kein Politiker kann diese Facetten der Glückserwartung und -empfindung in einer Therapie oder in ein Programm gießen. Und weil das auch kein Theater kann, wird das Potpourri der Stimmen und Stimmungen eingewoben in eine verunglückte Schau mit ausgefallenen Stars und verspäteten Spielern, mit spontan rekrutierten Hilfskräften und rabiaten Akklamationen. So fügt sich das Kaleidoskop der Glückspostulate und Glücksempfindungen zwischen Romantik und Revolution in eine Folge zumindest amüsierender Momente. Mit der Erkenntnis: Das eigene Glück sollte man nicht andern überlassen.«

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Zur Gallus Theater-Premiere von »Reigen / Sex Lügen & Märchen« schrieb Winnie Geipert am 4. April 2016 im Frankfurter Stadtmagazin Strandgut:

»[...] Die Szene mit dem rücksichtslosen Filmregisseur, der seine Beziehung aus der Kneipe prügelt, ist nicht von Arthur Schnitzler. Teatrum-VII-Chef Sascha Weipert hat sie selbst geschrieben und dem „Reigen“ für seine Inszenierung einverleibt. Und obwohl Weipert, der sich eng an die Originaldialoge und Intentionen des von Sigmund Freud so gelobten Autors hält, das Episodendutzend gehörig aktualisiert hat, spürt der Zuschauer den Unterschied sofort. Man fühlt sich einfach unwohl dabei, wenn ein eben noch mit ihr flirtender Kellner den Gewaltausbruch teilnahmslos geschehen lässt. Vielleicht auch, weil man sich in diesem Nichtverhalten zu gut wiedererkennt. [...] Es ist die Suche nach Nähe, und Bestätigung, die das oft zynische und lieblos erotische Bäumchen-wechsel-dich-Spiel in zwölf Varianten vorzüglich der Untreue spüren lässt. [...] Janina Karthaus, Elena da-Silva-Thimmel, Eric Lenke und Stephan Müller gelang es bei der ersten Schaurunde im Gallus-Theater, das [...] bunte Emotionskaleidoskop mit einer geschlossenen Ensemble-Leistung ansehnlich auszuleuchten. Ihrem Spiel und jener eingangs beschriebenen Szene ist denn auch zu verdanken, dass man die nun anstehende zweite Aufführungsrunde freimütig empfehlen kann [...]«

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Zur Premiere von »Leben und Sterben Edward des Zweiten« schrieb Matthias Bischoff von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 30. Dezember 2014:

»[...] Fast 30 Personen umfasst das Rollenverzeichnis dieses Breitwandspektakels, so dass die Entscheidung der freien Frankfurter Theatergruppe “teAtrumVII”, es mit dem Koloss aufzunehmen, an sich schon rühmenswert ist. Klug hat die Truppe unter der Regie von Sascha Weipert den Fokus auf die Auseinandersetzung zwischen dem hier offen homosexuellen Edward (Eric Lenke) und dem von einer Frau gespielten Mortimer (Jennifer Karen) gelegt. Zwischen diesen Fixsternen bewegen sich die anderen Grafen, Herzöge, Soldaten, Mörder. Im dauernden Wechsel zwischen dem englischen Originaltext und deutscher Übersetzung gelingt “teAtrumVII” über Strecken eine bewegende Interpretation, die geschickt die Räume im “Haus der Jugend” nutzt, das Publikum auch immer wieder selbst in Bewegung bringt. Am überzeugendsten ist die Inszenierung, wenn sie frech mit eigenen Einfällen den hohen Ton konterkariert. Großartig gelungen sind die immer wieder eingeschalteten Interviews mit den handelnden Figuren, in denen die Handlung in uns nur allzu vertraute Politphrasen übersetzt wird [...]«

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Ethan Mayer vom Frankfurter Zeitungsverlag meinte zur »Edward«-Premiere am 21. Dezember 2014:

»Wenn Christopher M. wüsste, was der Regisseur Sascha Weipert [...] mit seinem Stück gemacht hat, so würde er sich bestimmt nicht “im Grabe” umdrehen, sondern sich aus seinem Grab erheben und prompt ein Billet kaufen. [...] Edward, dargestellt von Eric Lenke, changiert akzentuiert und präzise zwischen leidenschaftlicher Liebe und aufkommender, absoluter Wut [...] Aber wehe dem geneigten Zuschauer, der dem am Kopf der Tafel sitzenden und vor Anspannung fast implodierenden Kent, hervorragend gespielt von Walter Jauernich, zu nahe kommt. Seine Aggression ist furchteinflössend. [...] Und nun, genial gelöst, sitzen wir Zuschauer also in „the Middle of Nowhwere”, während sich das Drama wohl zwangsläufig in Richtung Meuchelmord um uns herum entfaltet. Ein flottes Tempo, mit hervorragend vorgetragenem Original-Text aus dem sechzehnten Jahrhundert erspart einem jegliche Klassikerdemenz. Und so führt uns das Ensemble, zeitweise sogar mit Aussenauftritten im Innenhof [...] von Höhepunkt zu Höhepunkt. [...] All das führt zwangsläufig zu einem grandiosen Trauerauftritt von King Edward in Frauenkleidern: Eine spanisch anmutende Infantin, die in die Jahre gekommen ist und deren Trauer bis in die Fingerspitzen knistert, trotz des ersten Eindrucks einer grotesken Travestie. Diese wird durch seine beeindruckende körperliche Präsenz zur Statue in Traurigkeit. Und dann immer wieder diese schönen Songs aus den 60ern, die das Bühnengeschehen illustrieren. Die Königin, herrschaftlich und schön dargestellt von Janine Karthaus, singt, schwer in Gefahr eines Suizids auf einem imaginären Balkon “Somewhere over the Rainbow”, das man sie glatt retten oder Experten für sowas anrufen möchte. [...] Ein anderes Mal rührt ein Chanson Gavestons, mitreissend gespielt von Jan-Markus Dieckmann, zum Tränenausbruch seiner Versprochenen; herzerweichend dargestellt von Nora Kühnlein mit großartiger Bühnenpräsenz, die den Zuschauer zu Mitleid hinreisst. [...] Ach ja und “Wolke”, der Hund, ebenfalls Mitglied dieser Theatertruppe (man munkelt “Wolke” sei ein reinkarnierter Burgschauspieler) ist deutlich froh, daß die Premiere ein Erfolg war. Er darf nun aus seinem Körbchen hinter dem Bühnentechniker Daniel Gebhard heraus und wedelt genüsslich mit dem S.«

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Zur Premiere von »Lucrezia Borgia« schrieb Marcus Hladek von der Frankfurter Neuen Presse am 4. November 2013:

»[...] Eine schwarze Legende, von den Reformatoren und der Aufklärung kolportiert, verzerrt seit dem Jahr 1500 das Bild vom Hause Borgia. Die Lügen und Projektionen betreffen Papst Alexander VI. und dessen Sohn Cesare [...], aber auch die Tochter Lucrezia. Noch der französische Romantiker Victor Hugo griff 1833 in seinem Stück auf eine gallikanische Version davon zurück, da er zwar Lucrezia vermenschlicht, die Borgia aber moralische Monster bleiben lässt. Dass Sascha Weipert diese Lucrezia als selbstbewusste Frau und Rufmordopfer zeigt (Jenny-Ellen Riemann mit Mariel-Hemingway-Appeal), markiert die erste Stärke der Produktion. Die zweite gründet darauf, dass Büchners Übersetzungen, auch Hugos „Maria Tudor“, in den Werkausgaben fehlen. Selbst Theaterkritiker mögen sie teils gar nicht kennen. Und doch dringt der Tonfall Büchners durch. Er allein wäre es wert, das Stück im Büchner-Jahr zu zeigen. Wäre es auf deutschen Bühnen präsent, ließe sich einwenden, Weiperts Regie lasse das Melodram zu schlicht und ungebrochen stehen. Da es aber kaum je gespielt wird, liegt hierin die dritte Stärke der Regie, die es dem Zuschauer integral vor Sinnen führt. Das Spiel beginnt im Foyer, wo Lucrezias Vertrauter Gubetta (Eric Lenke: vital, nuanciert, kraftvoll) in grauem Pelzmantel und fünf Darsteller [...] als Adelsclique auftreten [...]. Riemann und Lenke sowie Fabio Rocchio als Lucrezias Sohn, Sabrina Czink als dessen Geliebte, Matthias Hock als fürstlicher Gatte Lucrezias und andere liefern eine sehr ordentliche „Lucrezia Borgia“ ab, ohne die Borja (der spanische Name der Familie) als „bruja“ (Hexe) zu denunzieren.«

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Ebenfalls zu »Lucrezia Borgia« schrieb Winnie Geipert im Dezember 2013 im Stadtmagazin Strandgut:

»Das von Blut und Sperma triefende Bild der Giftmischerin, Ehebrecherin und Blutschänderin Lucrezia Borgia haben die Historiker längst verworfen. Wie schade für die Wirklichkeit, sagt da die darstellende Kunst und lässt die Poison Ivy des Mittelalters (1480 bis 1519) ungetrübt weitermorden. [...] Das Teatrum VII von Sascha Weipert greift in der Inszenierung des selten zu sehenden Stücks auf die Übersetzung von Georg Büchner zurück – und leistet so einen schönen, weil raren Beitrag zu dessen Jubiläen. Einmal mehr werden für den Auftritt ausgiebig die Räume der Spielstätte genutzt. Im Gallus-Theater eröffnet das Stück im Foyer des Hauses, um später sogar eine Stippvisite in der Hausgarage zu machen. Dass die Vorfahren der Mafiosi flotte Schlitten lieben, versteht sich. Mit acht gut harmonierenden Darstellern gelingt es Sascha Weipert einen spannenden Noir-Krimi auf die Bretter zu zaubern, bei dem man wider besseren Wissens bis zum Schluss alles für möglich hält. Dazu trägt wesentlich das dezente, doch ausdrucksvolle Spiel von Jenny-Ellen Riemann bei, die es schafft, Lucrezias weit auseinanderdriftende Wesenszüge glaubhaft in der Balance zu halten: so verrucht und verschlagen zu sein, wie herkunftsbedingt nötig, aber auch klug, emanzipiert und sensibel. Ihr um das Leben des armen Gennaro (Fabio Rocchio) ringender Dialog mit dem leicht stupiden Macho-Gatten Alfonso (Michael Hock [...]) ist zwar vergeblich, aber ein Theatergenuss. Dass Eric Lenke als fieser Intrigenschmied Gubetta ideal besetzt ist, sei nicht vergessen.«

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Astrid Biesemeier von der Frankfurter Neuen Presse meinte am 9. April 2013 zur »6 x Karlos«-Premiere nur lapidar:

»Schiller zerfällt in seine Einzelteile – „6 x Karlos“ von „TeAtrum VII“ im Frankfurter Gallus-Theater [...] Mit Ausnahme des von Hadi Khanjanpour inszenierten „Lethargie und Revolution“ (Dramaturgie: Alexander Brill) ist eine überwiegend kitschige, schwülstige, manchmal peinliche Splitterpartie zwischen „Verbotene Liebe“ und Psychodrama entstanden, die nicht nur einmal in pathetische Musik getunkt wird. [...] Allein die bereits erwähnte Szene „Revolution und Lethargie“ ist nicht nur handwerklich gut gearbeitet, sondern funktioniert auch deshalb, weil sie Marquis Posas berühmten Monolog komplett aus dem „Don Karlos“ herauslöst. Hier wird eine Theateraufführung behauptet, in die die Realität platzt – ein Experiment, das das Theater einen Moment in Frage stellen will und Gedankenspiele aufwirft, die letztlich am Theater selbst rütteln. Wer allerdings mit diesen Fragen allein sein mochte, der konnte getrost gehen, ohne befürchten zu müssen, nach der Pause etwas Bedeutsames zu verpassen.«

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Das Hamburger Abendblatt schrieb am 30. November 2012 zur Hamburg-Premiere von »urmozart@amadeus_total.kind.de«:

»Mozart als gebeutelter Superstar – Hätte die Regisseurin Nina Kupczyk ihrer bemerkenswert dicht gearbeiteten Theaterfantasie über Mozart im Zeitalter der Castingshows denselben Titel gegeben wie bei der Uraufführung vor zwei Wochen in Frankfurt, nämlich “Amadeus Superstar” – dann wäre die Hamburger Premiere [...] im Monsun Theater gewiss ausverkauft gewesen. So blieben viele Plätze leer, was sich bei den verbleibenden Vorstellungen [...] wahrscheinlich ändern wird. Denn Kupczyk belädt ihre Vision zwar mit viel teilweise auf Anhieb schwer verdaulichem Text und fordert ihren sechs Akteuren kräftezehrendes Spiel ab. Aber die Intensität ihres Denkens und des Geschehens auf der Bühne nötigt gleichermaßen Respekt ab und gibt dem eigenen Nachdenken gute Nahrung. Reichlich Metaebene steckt in dem Stück, das das geniale Kind in drei Verkörperungen zeigt, dazu den zwischen Zuchtmeister und Sohnesvergötterer oszillierenden Vater Leopold, die seelenwunde Schwester Nannerl und, als teuflischer Medien-Zampano agierend, den Kirchenmann und Impresario Colloredo. Hingehen, lohnt sich.«

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Zur Uraufführung unserer Produktion »Evolution – Ein Stück ohne Worte« am 14. Juni 2012 im Frankfurter Gallus Theater schrieb Dörthe Krohn von der Zeitschrift reinMein:

»Am Anfang war der Mensch fast nackt, trug nichts als blütenweiße Unterwäsche auf dem Leib, gab die unterschiedlichsten Töne von sich, um sich verständlich zu machen [...] Am Anfang war das Tier, dann kam der Mensch, setzte erst behutsam einen Fuß vor den anderen, entdeckte die Welt, staunte nicht schlecht, entdeckte die anderen, bis er sich selbst entdeckte und erschrak. Das performative Stück ohne Worte [...] hat so viele Requisiten und Medien zu bieten, dass der in der bewegten Jetztzeit lebende Mensch keine Langeweile fürchten muss, sondern ideenreich unterhalten wird: Live-Musik mit Klavier und Kontrabass, Musik aus der Konserve, Tanz, Film, Clownerie, mehrere Aktionen zeitgleich auf der Bühne, z.B. das Hängen von literarischen und anderen Texten auf weißen Plastiktüten parallel zu anderen Handlungen, überraschende Spielstätten in und um das Theater. [...] Überfluss ganz bildlich, wenn sich die ProtagonistInnen mit Lebensmitteln übergießen. Zwölf professionelle TänzerInnen, Schauspielerinnen und  Schauspieler sowie junge AmateurdarstellerInnen zeigen ein 90 Minuten langes, anderes Stück. Das teAtrum VII-Ensemble mit Regisseur Sascha Weipert ist bekannt für originelle Schauplätze [...]«

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Die Frankfurter Neue Presse schrieb am 17. September 2011 zur Premiere unserer Produktion »Hoffmanns Erzählungen«:

»Zwischen Wein, Weib und Dichtung [...] Das Vorspiel auf dem Theater findet mit trinkfreudigen Protagonisten im Foyer statt. [...] Das freie Theaterensemble indes bricht mit sämtlichen Regeln konventionellen Spielens und dreht den Spieß um. Nach der Ouvertüre, die Motive von Jacques Offenbach aufgreift, wird im eigentlichen Theatersaal die ansteigende Zuschauertribüne bespielt, während die Gäste im Bühnenraum Platz nehmen. Es werden hier gekonnt Szenen aus dem Leben des Romantikers tableauartig unter der Regie von Sascha Weipert vorgeführt. Wir erleben einen aufgewühlten Dichter, zerrissen zwischen Schreiben und Frauen. [...] Man erlebt diese Szenen klug inszeniert nunmehr in einem Raum, der für Theatergänger eigentlich tabu ist: im Keller der früheren Adlerwerke [...] Zum Gelingen dieses Theaterparcours [...] tragen auf und hinter der Bühne, in Gängen und Nischen Jörg Harald Werron, Uwe Fröhlich, Iris Schimmangk, Jennifer Hempel und Lena-Mareike Kompa bei.«

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Ebenfalls zu »Hoffmanns Erzählungen« schrieb Winnie Geipert vom Frankfurter Stadtmagazin Strandgut in der Februar-Ausgabe 2012:

»Noch bevor Hoffmann groß ins Erzählen kommt und wir das merken, hat das Stück schon begonnen. Die junge blonde Frau, die da schulterfrei, schön und selbstsicher durch das Foyer schreitet, fällt, ohne daß sie mehr dafür tun müsste, als schön, selbstsicher und schulterfrei zu sein, jedem auf, der nicht grad ins “Strandgut” vertieft ist. Der Thekenraum, in dem sonst auf Einlaß gewartet wird, ist – paßgenau – zur Spielstätte geworden. [...] Sascha Weiperts Teatrum VII präsentiert “Hoffmanns Erzählungen” multimedial, mal prosa mal reimig, mit Videos, eigener Musik und Gesang. Und weil es ja keine Drehbühne gibt, führt Weipert uns die Stationen seines Protagonisten an verschiedensten Orten dieses Hauses vor und macht so ein wenig per Rundgang mit der Infrastruktur der einstigen Adler-Werke bekannt. Was für ein Kleider- und Rollenfest für Janine Karthaus, die – von Stella bis Giulietta – das Objekt von Hoffmanns Begierde in allen Gefühlsfacetten schimmern lässt und überdies gesanglich beeindruckt. Auch Jörg Harald Werron gibt mit sonorem Baß souverän den schicksalsgeschüttelten Volltrottel zwischen Hochgefühl und Jammertal. [...] Beide Akteure stechen nolens volens ein wenig heraus in einem gut aufgelegten und – für ein freies – erstaunlich vielköpfiges Ensemble. An einem Abend, der eher als Erlebnis bleibt.«

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Marcus Hladek von der Frankfurter Neuen Presse schrieb am 20. August 2011 zu unserer »Sommernachtstraum«-Produktion in der Kunst- und Ausstellungshalle der »Familie Montez«:

»Banker-Yuppies im Zauberreich [...] Der Nachtbar “La Concha” und dem Bordell “Pension Herzlich” gegenüber gelegen, zeichnen sich die Supermarkt-Räume der Spielstätte in der Breiten Gasse mit dem hühnerfüßigen Phallus-Bild über der Bar nicht durch Romantik aus. Aber sie passen zu Shakespeares Komödie, in deren verrückter Zaubernacht im Wald es erotisch ähnlich drunter und drüber geht. Regisseur Weipert würzt das Original, das zunächst säuberlich Hofstaat, Volk und Zauberwesen trennt, im Gender-Stil des “Anything goes”. Nicht Hermia und Lysander sowie Helena und Demetrius finden sich am Ende, sondern ihr Kommen aus dem Wald wird zum Coming out von Weib- und Männlein unter sich. Feenkönig Oberon verliert zudem Titania an Zettel und erliegt selbst dem Charme des sehr weiblichen Doppel-Puck. Denkt man hinzu, dass ewig rinnendes Wasser nicht bloß das Becken im Zentrum fürs gelegentliche Frauen-Schlammcatchen füllt, sondern auch symbolisch den harten Stein der sexuellen Ordnung bricht, dann hat man die wichtigen Regieeinfälle ungefähr beisammen. [...] Nikolaus Nessler (Bühne) füllt die Halle mit einer Stoffwand hinten, zwei “Bäumen” aus lichten Zylindern mit Blattmuster davor, dem Becken und Schlupfwinkeln allüberall. Mara Scheibinger (Kostüme) deutet den Aktualisierungsaspekt und das Zauberische als Verhalten von Banker-Yuppies beim Afterwork: konservative bis ausgefallene Anzüge und Kostüme, rosa Flaum, bunte Fäden. Die Doppeldiener und der Doppel-Puck, so quecksilbrig wie zwillingshaft gespielt, agieren mal mit Zylinder, mal mit schweren Stiefeln und Korsett unterm strammen Hemdchen nebst Halbhosen. Mehr als Eric Lenke (Theseus/Oberon) und Zettel (Manuel Brandt) ragen diese Zwei heraus. [...] Im Stil gleicht das einer Kreuzung des Frankfurter “Theaters Landungsbrücken” mit der “Dramatischen Bühne” und verdient seinen Platz in der Menagerie.«

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In seiner August-Ausgabe 2010 meinte das Stadtmagazin Strandgut zu unserer Tartuffe-Adaption »BetTrügerei« Folgendes:

»Im Bürgerhaus Orgon läßt Madame Pernelle die Zügel schleifen. Wer im promisken Hin und Her auf rosarotem Großbett zu wem gehören mag, ist nur schwer zu deuten. Aber auch egal. Hauchdünne Negligés, hautenge Tiger-Leggings und schwarzer Kniestiefellack: Szenen wie aus dem Swingerclub eröffnen das Spektakel. Sündig und gothic, als “schwarze Komödie” führt teAtrum VII seine Produktion “BetTrügerei” auf. Molieres Tartüff steht dafür Pate, ein wenig auch das “The Cave”. Im Keller des Szene-Clubs nimmt Regisseur Sascha Weipert das mit dem Lust-Spiel wörtlich und stellt alles kopf, was wir tartüff-technisch von Barock am Main oder dem Schauspiel frisch erinnern. Und das hat seinen nicht nur wäschebezogenen Reiz: Weiperts Tartüff ist eine verkappte Lesbe im Nachthemd. Sein Orgon geilt sich am Töchterchen Mariane auf und leidet wonnig, wenn ihm das Hausmädchen Dorine in die Eier tritt. Frau Elmire läßt sich gerne fesseln, Sohn Damis ist schwul. Kein Akteur, den Weipert nicht aus [der] Rolle fallen läßt, und doch bleibt die Handlung vertraut: Tartüff erheuchelt sich erst das Vertrauen und dann das gesamte Gut des Vaters. Das Happy End bleibt aus. Hübsch ist der Einfall, das Publikum auch mal aus dem Keller zu führen. Vor die Tür, wo Orgon den legendären “Und Tartüff?”-Dialog bestreitet. Und zur Peterskirche, wo Damis Geliebter Valère in Inri-Pose an der Mauer hängt. Der Gang ins Freie lädt zu Gesprächen ein. “Moliere hätte das gefallen”, meinte jemand. [...]«

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Ebenfalls zur Premiere unserer Produktion »BetTrügerei« im August 2010 schrieb Dörthe Krohn von der Zeitschrift reinMein:

»Das klingt nach einer ungewöhnlichen Inszenierung. [...] BETTrügerei spielt mit den Rollen. Gast des Hauses, Tartuffe, ist eine Frau. Orgon, ein schwieriger Charakter [...] ist ihr ergeben wie ein Dackel. Er möchte, dass sein Sohn Damis seine Verlobung mit seinem Geliebten Valère löst [...] Darüber hinaus machen die Dialoge insgesamt Freude (weitgehende Übernahme des übersetzten Originaltextes), wären da nicht zwischendurch die Salven von derben Beschimpfungen. [...] Die Idee, unterschiedliche Spielorte aufzusuchen, ist wunderbar. [...] Highlight ist die Friedhofsszene, an der auch zufällige Passatinnen und Passaten mit fragenden Blicken teilhaben. Eine skurrile Kulisse bietet die Straße zwischen Diskothek und Parkhaus. Der Gewölbekeller der Diskothek wird bis in alle Ecken bespielt und die Zuschauenden sitzen mittendrin. Die professionellen sowie Laien-Schauspielerinnen und Schauspieler von “teAtrum VII” überzeugen.«

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Zur Uraufführung von Peter Kapps Endzeit-Farce »Nimskys Taube« im Franfurter Autoren Theater schrieb Marcus Hladek von der Frankfurter Neuen Presse am 30. juni 2009:

»Vor uns die Sintflut und der Weltuntergang [...] In manchem erinnerte die Uraufführung durch das “teAtrum VII” an Harald Müllers Erfolgsstück “Totenfloß”, das vor einem öko-apokalyptischen Vierteljahrhundert das Orwell-Jahr aufpeppen half. Trieb damals ein Floß der Verdammten durch die verseuchte Bühnenwelt, so wirft Autor Kapp nun die Anker. [...] Bei der titelgebenden Taube handelt es sich freilich um Artefakte, mit deren Konstruktion sich Nimsky als Symbolgestalt technikgläubiger Kurzsichtigkeit beweist und das Festland zur Rettung rufen will. Natürlich scheitert das; Weipert gibt ihm passend miserable Papierflieger an die Hand. Dabei könnte nicht nur infolge der farcenhaften Logik alles so einfach sein. Die Männer des Stücks müssten nur auf ihre Frauen hören [...]. Weiperts Akteure halten trotz des biblischen Plots und seiner naiven “Kritik der Aufklärung” ironischen Mindestabstand zum Bekenntniswahn, der “Totenfloß” einst ungebührlich hochjubelte. Gute Ansätze so weit, wenngleich man sich fragt, wie pietistisch ernst oder rettend grotesk das Ganze letztlich ist. [...] Die Bühne voller Papierschiffchen versetzt uns immerhin in eine Vogelperspektive über dem Ozean und erfüllt zugleich ihren assoziativen Zweck: Männerspielchen.«

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Ebenfalls zu »Nimskys Taube« schrieb Christian Riethmüller am 4. Juli 2009 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:

»[...] Peter Kapps Endzeit-Groteske [...] spielt mit den Gegensätzen von Wissenschaftsgläubigkeit und Gottergebenheit, ohne allerdings die Rolle des Beobachters aufzugeben und Position zu beziehen. Kapp lässt einen nach den ungeschriebenen Regeln der Farce mit einem Sprachfehler geschlagenen Professor und einen wie Hamlet mit sich ringenden Hauptdarsteller Ray auf zwei eher biblischen Motiven und Geschichten gegenüber aufgeschlossenen Frauen treffen. Aus dieser Konstellation entsteht [...] die absurde Situation, dass die beiden Kerls das Meer vor lauter Wasser nicht sehen, die Frauen hingegen den Wal als probates Reisemittel ansehen [...]. Ob Kapp hier die alttestamentarische Keule in voller Absicht schwingt oder der biblische Plot nur eine weitere Facette der Farce ist, wird bei Weiperts Inszenierung nicht recht deutlich. Eine pointiertere Regie hätte hier mehr Licht auf die etwas kruden, teils auch in parapsychologische Gefilde abdriftenden Gedankenströme der Figuren lenken können. [...]«

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Judith von Sternburg meinte in der Frankfurter Rundschau am 13. Juli 2009 zum selben Stück:

»Ein Post-Apokalypse-Stück [...] Zu sehen ist das in einer 70-minütigen Rückblende, rekonstruiert von Nimskys Mitarbeiter Ray, den man am Anfang einsam wie einen Gestrandeten zwischen Papierschiffchen auf der Bühne des Frankfurter Autorentheaters in der Brotfabrik antrifft. Hier ist das Teatrum VII zu Gast, Sascha Weipert inszeniert die Uraufführung von “Nimskys Taube”, einem Stück, in dem man sich erst einmal zurechtfinden muss. Die Darsteller helfen einem nicht dabei, setzen auf Künstlichkeit und eine somnambule Atmosphäre [...]. Wie Ray sollen wir nie zu festen Boden unter den Füßen haben. Das Erklärungslose ist der Charme des Stücks. Zumal es nicht verhindert, dass den Wissenschaftlern ein schlechtes Zeugnis ausgestellt wird. [...] Das hat nichts Tröstliches.«

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Von Christoph Manus war am 15. März 2007 in der Frankfurter Rundschau über Anton Tschechowa »Möwe« in der Naxoshalle Folgendes zu lesen:

»[...] Rund um die lümmelnden Darsteller lümmelt sich das Publikum. Der Übergang ist fließend. Wer vorne, auf einem der Sofas sitzt unter Decken, die vor der Kälte in der früheren Fabrikhalle schützen, bekommt schon mal einen Schnipser Wackelpudding ab. Sascha Weiperts Inszenierung des 1896 entstandenen Künstlerdramas nimmt sich Zeit. Viel Text ist gestrichen. Mehr als die Dreiecksgeschichte vom jungen, zunächst erfolglosen Schriftsteller Konstantin (Sebastian Hinz), einem älteren Erfolgsautor (Walter Jauernich) und einem Mädchen (Lena-Mareike Kompa), das erst den einen, dann den andern liebt, scheint die TeatrumVII-Gruppe die Atmosphäre des Stücks interessiert zuhaben. Die erinnert in der Naxoshalle freilich weniger an die vorvergangene Jahrhundertwende als an die jungen, reichen, gelangweilten Russen, die seit der Wende gerne in Kitzbühel und Marbella feiern. [...] Das geschieht aber alles wie nebenbei. Weiperts Möwe funktioniert als ein sozusagen pluralistischer Seh-Spaß, in dem es zu hören, vor allem aber viel zu schauen gibt. [...]«

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Jürgen Richter schrieb am 13. April 2006 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu unserer Produktion »Jeanne:dark« im Frankfurter Kellertheater:

»Eine Handvoll Teenager liegt, kauert oder räkelt sich auf den verschiedenen Ebenen des Raums. Solange ihre Äugen gefesselt sind von dem Trickfilm, der auf dem Bildschrim flimmert, sind sie abgelenkt – sonst würden sie sich beschäftigen mit ihrer Situation, würden aufeinander losgehen, würden agieren und die nötigen Gegenmaßnahmen der Obrigkeit provozieren. Es ist eine Obrigkeit in weißen Kitteln, die Allmacht hat gegenüber den jungen Frauen in einer geschlossenen Abteilung der Psychiatrie. Hier wird ihnen jede individuelle Regung als krankhafte Entgleisung angelastet, so wie im Mittelalter jede heute selbstverständliche Erkenntnis als Ketzerei geahndet werden konnte. Die Gleichung zweier durch die Jahrhunderte getrennter autoritärer Systeme versucht Sandra Inhofer nun im Frankfurter Kellertheater mit »Jeanne: Dark«, einer Kombination aus der Geschichte der Johanna von Orléans und dem Film »Girl, Interrupted«. In Sascha Weiperts Inszenierung für die Junge Bühne Frankfurt und teAtrum VII öffnet diese Gleichung die Augen für die Verwirrten, die Verachteten. Wenn sie sich auf die Erleuchtung und Leitung durch überirdische Stimmen berufen, werden sie weggesperrt [...]. Auch in der Zeit der Johanna von Orléans führte eine solche Wahrnehmung auf den Grat zwischen Verehrung und Verfolgung. Die historische Heldin hat beides durchlebt, wurde dem Hexenwahn geopfert und als Ikone im Bewußtsein einer ganzen Nation verankert. In der Psychiatrie ist die Heilige, die hier von den verschiedenen Patientinnen als Joan, Hanne oder Janis in Anspruch genommen wird, eine von vielen anderen Figuren wie König oder Erzbischof. Die einen fragen sich, warum sie überhaupt hier sind. Eine andere ist sicher, daß sie bald weg ist, wenn sie nur Schwert und Rüstung bekommt. Das Stück zieht die Sympathien auf die Seite der Kranken, wertet ihre Verwirrung als Reflex auf eine unverständliche Realität, auch wenn sie den Stimmen der Unvernunft, zumindest der Unlogik, folgen. Es reicht, daß die Vertreter der Vernunft die Macht haben und damit nicht eben einfühlsam umgehen. Reglementierungen mit verschärfter Beobachtung, mit Isolation, mit Tabletten erscheinen dabei als Instrumente aus dem gleichen Fundus wie Verlies und Exkommunikation, die Analyse wirkt so bedrohlich wie die peinliche Befragung, das Personal von heute im weißen Kittel so inhuman wie die Honoratioren in Kutten und Roben von damals. Die Darsteller, die der Doppelbödigkeit ihres Auftritts teilweise durch Doppelrollen entsprechen, schaffen in dem mit Soundtrack und Kostümen der Zeit des Vietnamkriegs zugeordneten Drama eine beklemmende Differenz zwischen den Fronten. Mit mehreren Gesichtern geben sie einem von Überzeugung, von exklusivem Wissen unangreifbaren Charakter Kontur. Und sie entfalten das Spektrum einer Expertenkaste, die mit ihrem Sachverstand, ihren Überzeugungen und Machtbefugnissen ein eigenes Weltbild, eine eigene Sprache und ein eigenes Rechtssystem etabliert hat. Von der Diagnose zum Dogma scheint da nur ein Schritt zu liegen. Gelegentlich verliert der Zuschauer die Orientierung in der Aufführung, bei der auch die herkömmlichen örtlichen Gegebenheiten im Kellertheater aufgehoben sind. Die Infragestellung der eigenen Sehweise ist Bestandteil des Stücks.«

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